35 Jahre Shantychor Sassnitz -35 Jahre Kulturbotschafter für die Insel Rügen

Sassnitz, den 05. 07. 2024

Musik vermittelt Emotionen und Botschaften, fördert Begegnungen und den Dialog. Ob es sich dabei um klassische Musik, Volksmusik, Schlager oder Shantys handelt, ist einerlei. Sie vereint Menschen auf unterschiedlichen Wegen, fördert die persönliche Identifikation und schafft einen einmaligen Erlebniswert für ein breites Publikum.

 

Als im September 1988 Georg Ladendorf, der langjähriger Leiter des renommierten Sassnitzer Volkschores, vom Berliner Rundfunk die Anfrage erhielt, ob er bereit und in der Lage wäre, mit den Männern des Chores drei Seemannslieder - darunter ein plattdeutsches Shanty - nach fertiger Orchesterbegleitung einzusingen, war nach einigen Überlegungen ein Jahr später die Idee, neben dem bestehenden Volkschor auch einen eigenständigen Shantychor mit Hans-Joachim Kühn als Vorsitzenden zu gründen, geboren.

 

Beim Shanty, eigentlich ein Arbeitsgesang, verbindet sich die Tätigkeit der Seeleute mit den auf dem Land verbreiteten Volksliedern und wird ihren besonderen Lebensverhältnissen auf den Schiffen angepasst. Durch Kontakte mit anderen Seeleuten entwickelte sich auf diese Weise eine besondere Gesangsform, die wie das Volkslied urwüchsig oder gefühlvoll mit ihren einprägsamen Melodien das harte Leben mit den Gefahren an Bord der Schiffe widerspiegelt. Das macht auch heute noch den Reiz und den Wert des Shantys für uns aus. Vielleicht ist es auch das Abenteuer, die Sehnsucht nach dem Unbekannten oder der Respekt vor den hohen körperlichen Anstrengungen und Entbehrungen.

 

Da Seemannslieder und Shantys zu Sassnitz als Hafenstadt und zur Insel Rügen gehören, ließ sich Georg Ladendorf überzeugen, ein weiteres Dirigat zu übernehmen. Er stellte jedoch die Bedingung, die Lieder mehrstimmig (2 Tenor- und 2 Bassstimmen) einzuüben. Dadurch unterscheiden sich die Sassnitzer von den meisten Shantychören. Dies bedeutet für jedes Chormitglied eine besondere Herausforderung.

 

Das Repertoire umfasst inzwischen über 100 Lieder, die beständig in den Proben wiederholt und erweitert werden. Dazu gehören neben deutschen, englischen und holländischen auch mehrere plattdeutsche Shantys, um zugleich einen Beitrag zur plattdeutschen Sprache zu leisten. Mit „Rügenland - Insel meiner Träume“, getextet von G. Ladendorf, dem „Rügenlied“ und „Von Strolsund seegt he“ wird ein unmittelbarer Bezug zu unserer Region hergestellt. Besinnliche Lieder wie das „Pommernlied“ oder „Leise kommt die Nacht“ wechseln sich mit lustigen oder kraftvollen Seemannsliedern wie „Sailing home“ oder „Ho,unser Maat...“, um nur einige zu nennen, ab. Also ein abwechslungsreiches, buntes Programm, bei dem sogar „Gänsehautfeeling“ angesagt ist.

 

Während die ersten öffentlichen Aufritte auf Sassnitz und die Insel Rügen begrenzt waren, führten bald Konzertreisen weiter in den gesamten Küstenbereich der Nord- und Ostsee, nach Schweden, Lettland, Dänemark und sogar nach Tirol. Die weiteste Reise war 2004 eine Tournee durch den Osten von Kanada, die ein großer Erfolg wurde und auf beiden Seiten viele emotionale und dankbare Erinnerungen hinterließ. Noch heute bestehen über das Internet Kontakte mit einigen deutschstämmigen Kanadiern.

 

Auf Einladung der Kulturhauptstadt von Europa 2018 Leeuwarden in den Niederlanden, nahmen die Sassnitzer neben zwei weiteren norddeutschen Shantychören am Internationalen Shantychor Festival teil. Shantys zählen auch heute noch länderübergreifend zu den volkstümlichsten Kunstgattungen.

 

Mehrfach kam es in den vergangenen 35 Jahren zu Begegnungen mit Frau Dr. Angela Merkel, zunächst noch als Umweltministerin in Bonn, später als Bundeskanzlerin in Berlin und 2014 beim Besuch des französischen Präsidenten Hollande auf Rügen.

 

Kaum ein Ereignis, bei dem der Shantychor fehlte. Ob es die Einweihung der neuen Rügenbrücke war, Schiffstaufen, die jährlichen Shantychor-Treffen in Oldenburg, Zingst, auf Rügen oder Usedom, die zahlreichen Kurkonzerte, Stadt- und Hafenfeste - die Sassnitzer waren und sind immer dabei. Dazu gehören auch mehrere Ausfahrten auf der Viermastbark „Sedov“ und der „Santa Barbara Anna“, die Begrüßung und Verabschiedung von Kreuzfahrtschiffen in Mukran, Veranstaltungen im

Theater Putbus, die jährlichen Frühlingskonzerte mit dem Blasorchester Sassnitz, Feiern zur Sommersonnenwende in Juliusruh und Auftritte als kulturelles Angebot für Reisegruppen in den Hotels, Pflegeheimen oder bei betrieblichen Jubiläen.

 

Unter dem Motto: “Insel Rügen - erleben, schmecken und genießen“ präsentierte sich 2002 Mecklenburg-Vorpommern mit dem Shantychor auf der „Grünen Woche“ in Berlin.

 

Seit Bestehen sind es über 900 Auftritte; im vergangenen Jahr 40. Zwei Akkordeon-Spieler und ein Gitarrist sorgen für die musikalische Begleitung. Von gegenwärtig 21 Mitgliedern treten 4 Sänger als Solisten auf. Neben Aufzeichnungen in Funk und Fernsehen produzierten sie 4 CDs. Sänger kamen und gingen - musikalische Qualität blieb.

 

2009 wurde der Chor als Kulturpreisträger der Kulturstiftung Rügen ausgezeichnet. Enge freundschaftliche Beziehungen bestehen seit Jahren insbesondere zum Oldenburger

 

Shanty-Chor, den Magellan-Singers und „The Lady- Pirates“ aus Holland, (letztere besuchen uns auch zur 35-jährigen Jubiläumsfeier am 13.07.2024 in der Kulturscheune Putgarten.

 

Zugleich ist es ein Anlass, uns an genanntem Wochenende gemeinsam mit den „The Lady-Pirates“auf den Kurplätzen in Göhren und Binz sowie beim Hafenfest in Sassnitz zu präsentieren.

 

Wie bei vielen anderen Gesangsgruppen gab es Anfang der 20er Jahre auch bei unserem Shantychor leider viele altersbedingte Abgänge, damit einhergehend große Nachwuchssorgen.

 

Die Zahl der aktiven Sänger sank auf 5 Mitglieder!

 

Der Staffelstab der Chorleitung wurde übergeben: Georg Ladendorf trat altersbedingt zurück und übergab an Rene Ottersen, einem erfahrenen (Musik-) Pädagogen.

 

Die aktive Mitgliedschaft im Chor ist eine ehrenamtliche Tätigkeit, getragen durch die Freude am Singen und dem dankbaren Gefühl, dem Publikum diese Freude übermitteln zu können. Wir setzten an mit aktiver Plakat- und Presse- Werbung und gewannen neue Mitglieder. 

 

 

Hinschtlich der „personellen“ Chorarbeit haben wir uns auch weiblichen Mitgliedern geöffnet, was stimmlich neue Herausforderungen stellt, das Team-Klima positiv beeinflusst, existentiell notwendig ist.
 

Wichtig ist: Die Tradition dieses Chores soll und wird fortgeführt werden ! 
 

Interessenten können sich über die Internetseite des Shantychores www.shantychor-sassnitz.de informieren und sind jederzeit herzlich willkommen. Dort sind neben dem Kontaktformular auch die Termine für die Auftritte im laufenden Jahr.

 

Quellen:

 

Fotoarchiv des Chores

 

Ladendorf,Georg (2014): 25 Jahre Shantychor Sassnitz. In: Jubiläumsbroschüre, 
 

 

Bild zur Meldung: 35 Jahre Shantychor Sassnitz -35 Jahre Kulturbotschafter für die Insel Rügen